Die Geschichte der D&M Produkte
Die Geschichte der D&M Produkte
Begonnen hatte alles vor einigen Jahren mit etwas Ärger in meiner Werkstatt. Das Auftragen von Carnaubawachs mittels Riegel und das anschließende wegputzen des zuviel aufgetragenen Wachses erschien mir an diesem Tag als zu umständlich, das muss doch einfacher gehen.
Lange, sehr lange Recherche im Internet, alle Wachse waren Mischungen, überall war Bienenwachs mit drin, nur ein Wachs mit nur Carnaubawachs gab es schlicht und einfach nicht.
Aber genau das war meine Vorstellung. Carnaubawachs mit einem Lappen auftragen, drüberpolieren und fertig. Das Ganze ohne Chemie und mit harmlosen Inhaltsstoffen.
Ich habe mich mit meinen Versuchen nicht jeden Tag beschäftigt, aber nach einem Jahr war ich daran aufzugeben. Es klappte einfach nicht. Wiederum viel im Internet gestöbert und da war er dann plötzlich, der entscheidende Hinweis. Ich bin dann Nachts in meine Werkstatt und habe den Ansatz gemacht, am nächsten Tag dann der Test an der Drechselbank: das war es, Carnaubawachs Cream war geboren.
Kurz nach der Einführung von Carnaubawachs Cream, Thomas Wagner von Drechseln & mehr hatte den Vertrieb übernommen, rief er mich an. Ein Kunde hatte sehr große Probleme mit gestocktem Holz und den Ausrissen die dabei entstanden. Ob ich da nicht was machen könne, diese Probleme hatten sehr viele Drechsler. Zielvorstellung: möglichst natürliche Stoffe, einfache Handhabung und schnelle Trocknung. Also wieder Wochenlang Internet, bestellen von Material und dann testen. Ansatz machen, warten bis sich die Harze auflösen und an der Drechselbank probieren.
Alle Ansätze bekamen laufende Nummern, Zettel mit dem Inhalt der Probe usw. Alle diese Versuche konnte ich noch in meiner Werkstatt machen in einer staubfreien Ecke. Damals ahnte ich noch nicht was da noch alles auf mich zukommt, Labor, Chemiker, Sicherheitsdatenblätter, geeignete Flaschen usw.
Immerhin hatte ich mit Ansatz 24 das richtige Mischungsverhältniss, der Holz Festiger war geboren. Es war schon erstaunlich wie viele Kilo Material bei diesen Versuchen verbraucht wurde. Jetzt brauchte ich eine Firma in der ich es herstellen konnte, einen Chemiker für den Papierkram und alle Vorschriften.
Ich hatte ein riesiges Glück, so eine Firma war schnell gefunden und ich bekam viel Unterstützung.
Zur Einführung hatte ich dann ein paar hundert Probefläschchen Holz Festiger und eben so viele Probedosen Carnaubawachs Cream abgefüllt und über Drechslerstammtische und Paketlieferungen von Thomas Wagner wurden diese kostenlos verteilt. Eine bis dahin einmalige Aktion, das hatte noch kein Händler vor uns gemacht. Aufgrund einiger sehr unschöner Ereignisse und Reaktionen war das aber auch von uns aus eine einmalige Sache. Ich selbst stellte den Holz Festiger auf einem Drechseltreffen von Thomas vor, wir hatten mit diesem Produkt anscheinend eine große Lücke geschlossen.
Nun war etwas in Planung was mir schon lange am Herzen lag. Ich wollte ein völlig neues Öl, ungefährlich für den Drechsler in der Anwendung und ohne den geringsten Einsatz von Chemie, zudem absolut ungefährlich für den Käufer von Drechselwaren. Ein reines Naturprodukt.
Natürlich kam es zunächst wieder ganz anders. Noch bevor ich überhaupt tiefer in die Materie eindringen konnte, Recherche ist immer der Anfang, kam der Wunsch von Thomas nach einem absolut festen und wiederstandsfähigem, leicht aufzutragendem Finish für Schreibgeräte. Höchste Anforderungen und besser als alles bisher auf dem Markt befindliche.
Fest standen der Name und alle Anforderungen die man heute auf dem Etikett für Pen Finish findet.
Es dauerte ungefähr ein halbes Jahr und etliche Kilogramm Material bis ich wusste wie es absolut nicht geht. Keine noch so abenteuerliche Mischung von natürlichen Harzen wäre in der Lage alle Kriterien zu erfüllen.
Also machte ich mit Kunstharzen und anderen Lösemitteln weiter, nach weiteren 6 Monaten hatte ich ein ein Ergebniss. Konnte es so einfach sein? Natürlich nicht. Es war inzwischen kälter geworden und nun musste ich feststellen das meine Mischung nur dann stabil war wenn es warm war. In der Kälte, unter 15 Grad, wurde meine Mischung 2-phasig.
Das war der Zeitpunkt an dem ich mir sagte: Ich gebe auf.
Es ist ja, auch wenn viele das vielleicht annehmen, nicht so das man seine Versuche am Küchentisch oder in der Werkstatt durchführt.Nein,dazu gehört ein Labor und ein Chemiker, das Material spielt da nur eine untergeordnete Rolle. Um das mal etwas zu verdeutlichen: eine einzige Laborstunde eines Chemikers ist nicht unter 250.- Euro zu bekommen, die Entwicklung eines neuen Produktes ist bei einer fünfstelligen Zahl im günstigen Bereich. Ich hatte lediglich den Vorteil das ich auch selbst im Labor arbeiten konnte was mir viele tausend Euro einsparte.
Es gab und gibt bis heute viele Versuche an eine Aufstellung der Inhaltsstoffe oder gar an das Rezept zu kommen. Alle diese Versuche werden ins Leere laufen, schließlich gebe ich nicht Wahnsinnssummen aus um dann für Nachahmer oder Mitbewerber den Weg zu ebnen. Es dauert teilweise Jahre bis endlich die Kosten eines Produktes gedeckt sind und man von Verdienst sprechen kann. Dies aber nur mal am Rande.
Wo war ich stehengeblieben —- ach ja,am Aufgeben. Was ich natürlich nicht machte. Ich machte erst mal 2 Monate Denkpause, ging ins Labor und dann ging es irgendwie sehr schnell.Erste Proben an Thomas geschickt,selbst am Holz getestet, hier und da noch etwas verändert, alles passte.
„ging es irgendwie sehr schnell“ zog sich aber auch noch etliche Monate hin, das muss man ehrlicherweise sagen.
Was fehlt noch? Jede Menge Test’s, Wasserresistenz, Schweißtest usw. Dann Sicherheitsdatenblatt, die Frage der Verpackung (nicht jede Flasche geht für alles),Entwicklung des Etiketts,Druck derselben und dann Ansatz des Produktes im Großen und letztendlich Abfüllung. Als die erste Abfüllung vor mir stand blickte ich auf fast 3 Jahre Arbeit zurück, eine Menge Entwicklungskosten und viele Nerven die auf der Strecke blieben. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt sagen ob sich das alles gelohnt hat. Jetzt,ein paar Jahre später, weiß ich das es sich gelohnt hat.Es gibt weltweit kein vergleichbares Produkt für Schreibgeräte und Griffe welches diese hohen Anforderungen erfüllt.
Fast nebenbei beschäftigte mich die Entwicklung eines neuen Öls.Das ging deshalb nebenbei weil immer wenn ich eine Denkpause beim Pen Finish machte beschäftigte mich das Öl. Es soll einem ja nicht langweilig werden. Die Grundprinzipien waren klar, ebenso die Anforderungen.
Es gibt ja eine Menge an Ölen für Drechsler, eins davon wurde mit Bedacht ausgesucht, analysiert und für mich zum absoluten Gegenteil meines Öls erklärt. So wie ich es nicht wollte. Dieses Öl, nach Aussage des Herstellers das bei Drechslern weltweit beliebteste Öl, war und ist das absolute Gegenteil vom Natur- Öl.
Ich wollte ein vollkommen unbedenkliches, für Anwender gefahrloses Öl schaffen welches zudem noch ergibig ist. Außerdem völlig frei von Lösemitteln und ohne Chemie.
Natürlich wäre es mir in sehr kurzer Zeit gelungen etwas ähnliches wie viele auf dem Markt befindliche Öle zu entwickeln, ich hatte aber selbst die Latte sehr hoch gelegt. Klar war das ich nur und außschließlich hochwertige Öle und Harze nehme sowie auf Kohlenwasserstoffe und dergleichen verzichte. Etwas rumgeknabbert habe ich an der Trocknung, ich wollte unbedingt auf die gebräuchlichen Sikkative verzichten. Sikkative sind Trockenstoffe die die Trocknung des Öls beschleunigen. Sehr häufig liest man bei den Inhaltsstoffen „Sikkativ, Bleifrei“, was eigentlich Standard ist heutzutage aber immerhin davon ablenkt das Sikkative Schwermetalle enthalten.
Nach sehr langer Recherche und etlichen Versuchen hatte ich aber eine Lösung gefunden.
Heute bin ich Stolz darauf das ich ein Öl geschaffen habe welches als Inhaltsstoffe „Natürliche Öle und Harze“ und nichts weiter haben. Was sich aber wiederum so leicht und schnell liest hat trotzdem fast 2 Jahre gedauert.
An sich hatte ich gedacht das nun eine Zeit der Ruhe kommt, es war auch zunächst ruhig. Jedenfalls von Seiten Thomas Wagner der ja viele Anregungen für neue Produkte hatte.
Nein, die Gefahr für neue Arbeit kam aus einer anderen Ecke. Ein sehr zuverlässiger Mensch der mir durch seine Test’s meiner Produkte viel und oft geholfen hatte und das auch noch tut kam mit einer völlig anderen Idee.
Aber zunächst: dieser Mensch ist seines Zeichens nicht nur Drechsler sondern auch Klavierbauer (Top Kenntnisse bei Oberflächen),ist in den Foren als Messerpit bekannt
und sagt vor allem ehrlich seine Meinung, eine wichtige Voraussetzung wenn Produkte getestet werden.
Peter nun kam auf die Idee ob man mit stark verdünntem Pen Finish auch Holz stabilisieren kann.
Kann man natürlich nicht, das war an sich gleich nach der Frage klar.Jedes Produkt ist schließlich genau für die angedachte Anwendung entwickelt.
Aber er hatte es geschafft mir so weit auf die Nerven zu gehen das ich mich schließlich mit der Thematik auseinandersetzte. Was nun passiert beim stabilisieren von Holz, welche Eigenschaften braucht das Harz? Auch: wie einfach ist das zu handhaben?
Der gängige Weg: sehr dünnflüssiges Harz wird mit einem Härter vermischt, diese Mischung sollte am Besten über mehrere Stunden flüssig bleiben und dann erst aushärten.
In der Praxis heißt das Harz und Härter mischen, ist die Mischung zu wenig dringt nicht genug Harz ins Holz, ist es zu viel bleibt etwas über und ist dann trotzdem verloren da es aushärtet. DasEindringen vom Harz ins Holz geschieht in einer Vakuumkammer,hier wird zunächst durch das Vakuum dem Holz die Luft entzogen und dann,da man sich wegen der Aushärtung beeilen muss, die Kammer unter Überdruck gesetzt um das Harz ins Holz zu pressen. Dieser Vorgang wird wiederholt, 2-oder 3 mal. Das muss auch einfacher gehen.
Tut es auch. Stabi 17 B ist Anwendungsfertig und braucht nicht angemischt werden. Hat man ein Stück Holz in einem Glas stabilisiert und verschließt das Glas anschließend gut ist das Harz trotzdem auch nach einem halben Jahr noch gebrauchstüchtig. Es wird nicht fest da kein Härter enthalten ist. Durch den passenden Verdünner,Liquid 17 B, kann man die Viskosität einstellen, also für härtere Hölzer das Harz etwas verdünnen. Einziger „Nachteil“ ist die längere Trockenzeit von 2 bis 4 Wochen.
Es gibt aus Amerika Harze die man auch nicht mischen muss, diese haben aber ein paar Nachteile.
Zum einen sind das die Inhaltsstoffe selbst, nicht so ganz gesund und vor allem: sie härten unter Hitze aus.Man braucht also noch einen zusätzlichen Ofen. Die Hersteller warnen selbst davor nicht den Küchenherd zu nehmen in dem anschließend Essen zubereitet wird. Dies aus wirklich sehr gutem Grund, man sollte sich bei diesen Produkten peinlich genau an die Bedienungsanleitung halten.
Sicher haben sich schon einige gewundert über die seltsame Bezeichnung Stabi 17 B. Das ist einfach zu erklären. Stabi habe ich bei meinen Versuchen immer als Kurznahme benutzt. 17 B heißt einfach – nein,stellen Sie sich eine Reihe mit 50 Schraubdeckelgläsern vor, alle beschriftet mit Inhalt, Datum und Nummer. Reihe A bis 50. Reihe B ging dann nur noch bis – richtig, 17.Deshalb Stabi 17 B.
Eine besondere Herausforderung war die Auswahl einer passenden Vakuumkammer und einer Pumpe. Während sich eine bezahlbare Vakuumkammer schnell finden ließ gestaltete sich die Suche nach einer Pumpe als Geduldsspiel. Eine billige, ölgeschmierte Pumpe wurde verworfen. Diese Pumpen haben im Abluftbereich ölhaltige Luft, es muss also noch ein Filter eingebaut werden, ansonsten hat man bald in diesem Bereich überall einen schönen Schmierfilm. Das nicht billige Öl muss außerdem von Zeit zu Zeit nachgefüllt werden, ansonsten ist die Pumpe schnell zerstört.
Diese Art von Pumpe erschien uns nicht geeignet. Sie sollte selbstschmierend sein mit anständiger Leistung und trotzdem bezahlbar. So etwas hatten wir auch gefunden, hier erwies sich der Alleinimporteur aber als unfähig Fragen zu beantworten und Service zu bieten.
Letztendlich sind wir bei unserem jetzigen Modell gelandet, hier stimmt alles, es ist keine Billigpumpe aber eine gute und solide gebaute Pumpe an der man sehr lange Freude hat.
Die Freude über einen günstigen Preis dauert nicht so lange wie der Ärger über schlechte Qualität.
Dieser Leitsatz gilt nicht nur für Pumpe und Zubehör, er gilt für alle Produkte. Nur beste Zutaten und beste Qualität waren und sind unser Leitfaden.
Dies nun ist der Stand der Dinge Ende November 2014, es ist ein vorläufiger Abschluss. Ich muss aber sagen das es trotzdem mit testen und suchen nach besonderem keinen Stillstand gibt. So laufen momentan Testreihen um schwarze Pen Blanks herzustellen, das wird gerade mit 2 Holzsorten probiert. Ebenso werden wir erstmalig in Europa noch in diesem Jahr Blanks aus Bambuswurzel anbieten können. Es wird also keinen Stillstand geben.
Vakuumpumpe Exsikator
Günther Kagemann, im November 2014